Mosby, Steve by ins Dunkel Spur

Mosby, Steve by ins Dunkel Spur

Autor:ins Dunkel Spur
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-28T21:26:03+00:00


Es war wirklich eine Offenbarung, was sich da alles unter der Oberfläche der Stadt verbarg. Ich hätte wahrscheinlich nicht überrascht sein sollen, denn in Städten, wie in den Menschen, die dort leben, tun sich die interessantesten Dinge unter der Oberfläche. O’Reilly’s selbst war ja unterirdisch, aber die Tür neben dem Tresen führte zu Stufen, die Steph und mich zu einer ganz anderen Ebene hinunterbrachten. Und als wir ankamen, schätzte ich, dass wir uns gut zwei Stockwerke unter den Straßen der Stadt befinden mussten. Wir gingen einen dämmrigen Korridor entlang und bogen dann um die Ecke in einen riesigen Raum.

Und das, nahm ich an, war eigentlich das richtige O’Reilly’s.

Laute Musik erklang hinter einem Tresen am einen Ende aus einer ramponierten alten Stereoanlage, die an riesige Lautsprecher angeschlossen war. Hier war es auch keine irische Folklore, sondern härtere Musik, solche, die man vielleicht im Kopf hört, während man jemanden übel zurichtet. Es waren wohl an die vierzig oder fünfzig verlorene Seelen da, die Hälfte tanzte, die anderen lungerten herum und unterhielten sich. Ein Kartenspiel war an einem Tisch am hinteren Ende im Gang. Von den Deckenleisten blitzten ein paar blassblaue Lichtstrahlen, als würden all diese Silhouetten fotografiert, und die Luft war so geschwängert von süßem, dunstigem Rauch, dass es mir vorkam, als bestehe der Boden aus schwelendem Marihuana.

»Zum Tresen rüber«, rief Steph über ihre Schulter. »Sehen Sie zu, dass Sie mitkommen.«

Sie bahnte sich einen Weg nach rechts hinüber, wo ein Tablett mit drei Gläsern und einer Flasche Whisky wartete, von einem jungen Barmann bewacht, der Steph zunickte, als sie es ergriff und sich weiterschob. Ich folgte ihr bis ans andere Ende, wich den zackigen Silhouetten der Slam-Tänzer aus, und wir traten in eine Art Nebenzimmer, wenn auch ein kahles und schlecht eingerichtetes. Es gab nur ein paar niedrige alte Tische (die nicht zueinander passten) und ein paar einzelne abgenutzte Stühle (die auch nicht zueinander passten). Sechs Gäste saßen herum, und auch sie schienen nicht zueinander zu passen; alle saßen nur da und starrten in die Ferne, als konzentrierten sie sich lediglich aufs Trinken. Fairerweise muss man sagen, dass manche von ihnen aussahen, als hätten sie es auch nötig.

Steph steuerte auf einen allein sitzenden Mann in der hinteren Ecke zu. Er schien alt zu sein, obwohl er über den Tisch gebeugt saß, ein dickes Glas mit einem billigen Gesöff anstarrte und es deshalb schwer war, sein Gesicht zu sehen. Nach dem, was ich erkennen konnte, war sein Haar schwarzgrau und ungewaschen, schon fast wie die feuchten, harten Haarsträhnen eines Penners. Die Haut auf seinen Handrücken war braun und knubbelig, mit dünnen Härchen wie Wirbel aus Kupferdraht bedeckt. Seine Schultern waren schwach, vornübergebeugt und zitterten leicht. Ich hatte den Eindruck, dass sein Drink ihm ein Geheimnis verriet, das ihm das Herz brach.

»Jim.«

Seine Reaktionen waren so langsam, dass Steph das Tablett auf dem Tisch abgestellt hatte, bevor er auch nur den Blick hob. An seinen geröteten, glänzenden Augen sah ich, dass Jim Thornton stockbesoffen war. Das Gesicht um diese Augen war traurig und abgespannt und wusste jede Menge zu erzählen von Schlaflosigkeit, Kälte und schlimmen Zeiten.



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